Zwischenmenschliche Konflikte verhindern
Updated: Jan 31, 2022
Ehrlich gesagt erschrecke ich immer wieder, wenn ich sehe, wie vergiftet die Kommunikation in der Welt ist. Man braucht kein Hellseher sein, sondern nur einen Blick auf die politische Lage werfen, um festzustellen, dass wir Menschen nicht länger das Miteinander suchen.
Nein, jeder Mensch strebt nach einer Erhöhung seiner eigenen Energie. Die meisten tun dies allerdings unbewusst auf eine toxische Weise.
Es tut mir im Herzen weh, zu sehen, dass Menschen einander für ihre Andersartigkeit verurteilen. Dass wir herzensgute Wesen an den Pranger stellen, sie öffentlich verurteilen und demütigen. Und all das nur, weil sie eine andere Meinung vertreten.
Ja, dies ist die aktuelle Realität in Deutschland. Doch ich wäre nicht Johannes, wenn ich das Thema ansprechen würde, um darüber zu klagen. Nein, ich möchte offen darüber sprechen, in welche Sackgasse der Kommunikation wir Menschen uns mit diesem Verhalten begeben.
Und natürlich ist mir auch die ein- oder andere Lösung eingefallen. Denn auch, wenn sich Probleme häufig am besten an einer ganzen Gesellschaft erkennen lassen, liegt es doch in der Verantwortung eines einzelnen und nicht an der (in dieser Hinsicht maßlos versagenden) Politik, etwas zu ändern.
Politik kann äußere Veränderung bewirken, das ist wahr. Doch die einzige Veränderung, die langfristig für eine gesunde Kommunikation sorgt, ist die innere Verwandlung eines jeden von uns.
Wenn DU deine Kommunikation auf ein neues Level bringen möchtest, dich nach bedeutungsvollen und liebevollen zwischenmenschlichen Beziehungen sehnst, dann sind die folgenden Abschnitte wie für dich gemacht: Die in meinen Augen größten Kommunikationsstörungen nenne ich
Die 3 Kommunikationskiller
1. Wertung und Verurteilung
Das Wichtigste zuerst. Es gibt in meinen Augen NICHTS, was eine zwischenmenschliche Beziehung so schnell zerstören kann, wie das Bewerten eines anderen Menschen.
Wir Menschen sind wahre Meister darin, andere nach unseren eigenen Maßstäben zu beurteilen. Ein schlanker Mensch neigt unbewusst dazu, fülligere Menschen zu verurteilen. Ein Abenteuergeist mag kein Verständnis für einen Serienmarathon aufbringen. Und ein Umweltschützer kann die Anschaffung eines SUVs beim besten Willen nicht begreifen.
Der Witz an der ganzen Sache: JEDER Mensch hat Wertmaßstäbe – und keine zwei Menschen teilen genau dieselben. Ist es nicht ironisch, dass wir glauben, ein anderes Individuum müsse nach unserer Pfeife tanzen? Und was geschieht, wenn jeder das denkt?
Ich kann dir sagen, was dann geschieht, denn nichts anderes beobachten wir gerade in unserer Welt. Mein Gedanke dazu ist:
Wer bist du, zu entscheiden, was richtig und was falsch ist?
Welcher Mensch hat das Recht, die „Spielregeln“ für Milliarden von Individuen weltweit festzulegen? Wir sollten uns erst einmal darüber bewusst sein, wie fehlbar die menschliche Wahrnehmung ist. Optische Täuschungen und das Phänomen der selektiven Aufmerksamkeit beweisen, dass unsere Weltsicht keineswegs so kugelsicher ist, wie wir gerne annehmen. Da wird man wieder ein bisschen bescheidener.
In meinen Augen ist die Ursache der Verurteilung:
Wir fokussieren uns zu stark auf das WAS und zu wenig auf das WARUM.
Was ein Mensch tut ist eigentlich relativ egal, solange sein warum ethisch vertretbar ist. Ein Beispiel:
Denk an einen Mann, der sich selbst umgebracht hat. Welche Meinung hast du über dieses Verhalten? Wie denkst du über ihn?
Den allermeisten von uns würden Sätze einfallen wie: „Es fehlte ihm ein Lebenssinn“ oder „Es hätte bestimmt eine andere Lösung gegeben“ oder „Wie verzweifelt kann man eigentlich sein?“ All diese Gedanken sind unsere Wertungen einer Sache, die wir nicht komplett verstehen.
Denn wenn ich dir jetzt erzähle, dass es sich um einen Feuerwehrmann handelte, der trotz der Aussichtslosigkeit des Unterfangens sein Leben riskiert und verloren hat, um die Bewohner eines brennenden Hauses zu retten, wird dir die Voreiligkeit mancher deiner Gedanken bewusst.
Vielleicht denkst du jetzt Dinge wie: „Was für ein Held“ oder „Ich bewundere seine Selbstlosigkeit“. Doch Vorsicht, es gilt noch immer:
Wage es nicht, etwas zu werten, dass du nicht komplett verstehst!
Denn wenn du jetzt erfährst, dass der Feuerwehrmann aus dem reinen Verlangen nach Anerkennung und Wertschätzung heraus gehandelt hat, wird sich deine Meinung wieder ändern.
Du siehst, Meinungen sind etwas unglaublich Subjektives und können sich binnen Sekunden ändern. Wieso sollten wir also unsere Beziehung zu einem Menschen damit verbauen, wo wir doch wissen, dass wir niemals die komplette Wahrheit kennen werden?
Und die Moral von der Geschicht‘: Menschen werten hilft dir nicht.
Label wie schwarz / weiß / reich / arm / geimpft / impfstofffrei / gebildet / ungebildet sind nur Momentabbildungen, die du auf Basis des WAS annimmst – ohne das WARUM zu verstehen. Ist es dir das wirklich wert?
2. Angst
Wir haben also festgestellt, dass eine Person nicht ihr Verhalten ist. Denn ich kann nichts sein, was ich ändern kann. In dem Moment, in dem ich etwas ändere, bin ich nicht das geänderte, sondern der Ändernde. Und dieser Ändernde ist das Bewusstsein. Denn es ist unser Bewusstsein, welches unser Verhalten anpasst.
Ich bin also mein Bewusstsein.
Wenn ich mir dessen (ironischerweise) aber nicht bewusst bin, kommt es zu Angst. Angst wird in unserem Kulturkreis gemeinhin verteufelt und als etwas angesehen, dass es zu eliminieren gilt. Ich bin anderer Meinung.
Ich halte Angst für eine wertvolle Emotion, die uns im richtigen Moment mehr Informationen liefert, als ein Gefühl der Freude das jemals könnte. Denn wie alle negativ konnotierten Emotionen besitzt Angst eine einzigartige Botschaft.
Die Botschaft des Gefühls der Angst: Bereite dich darauf vor, mit der Situation/dem Menschen umzugehen.
Die Aufgabe der Angst ist es also, uns darauf hinzuweisen, dass wir uns auf etwas vorbereiten müssen. Denn das Gefühl verschwindet, sobald ich das Gefühl habe, die Kontrolle über mein Leben zu besitzen.
Der Grund, warum sich manche Menschen durch Angst wie gelähmt fühlen ist, dass Angst tatsächlich auf neuronaler Ebene einen Energiefluss verhindern kann. Je nachdem, wie gut du dich in der Lage siehst, mit einer Situation umzugehen, sorgt der Sympathikus evolutionär bedingt dafür, dass du dich auf Kampf, Flucht, oder Schockstarre vorbereitest. In diesem Fall die Schockstarre.
Wenn es dir im Moment der Angst nicht gelingt, diese als Gefühl zu akzeptieren und ihrer Botschaft (dich vorzubereiten) zu folgen, kann es passieren, dass du aus der Angst ein Drama erzeugst, ein Theaterstück deines Lebens. Du wirst in diesem unglücklichen Fall eine von drei Rollen spielen:
Die Angst macht dich zum OPFER. Du siehst dich als das traurige Opfer von Umständen, die du nicht kontrollieren kannst und gewinnst deine Energie, indem du anderen die Schuld zuschiebst und sie für deine Misere verantwortlich machst.
Die Angst macht dich zum RETTER. Du probierst, sie zu überspielen, indem du versuchst, die Verantwortung für das Leben anderer Menschen zu übernehmen, um sie zu retten. Du wirst damit keinen Erfolg haben, solange du versuchst, mehr für einen anderen Menschen zu tun, als dieser selbst zu tun bereit ist.
Die Angst macht dich zum TÄTER. Aus deiner Angst heraus erwacht die Wut, es den anderen Menschen / den Umständen zu zeigen. Zwar übernimmst du Verantwortung, allerdings missbrauchst du diese gegen andere, um dir selbst Energie zuzuführen.
De facto sind alle drei Rollen nur Möglichkeiten der Energiegewinnung – darum wird es im nächsten Abschnitt gehen. Die Erkenntnis ist also:
Angst zerstört das Vertrauen und den Nährboden von Beziehungen – es sei denn, du erkennst ihre Botschaft, kommunizierst diese offen und handelst danach.
3. Kontrolldramen
Wie bereits erwähnt strebt jeder Mensch danach, seinen eigenen Energiehaushalt zu erhöhen, um das Gefühl von Kraft und Kontrolle über das eigene Leben zu verspüren und die Stärke zu besitzen, die eigenen Träume zu verwirklichen.
Unglücklicherweise ist den meisten Menschen weder bewusst, dass sie diese Energie benötigen, noch wie sie diese erlangen. Und das führt dazu, dass Menschen sich Energie auf die einzige (und ungesundeste) Weise beschaffen, die ihnen bekannt ist: Durch Machtkämpfe.
Ein Machtkampf lässt sich mit dem Streit zweier Menschen vergleichen: Beide argumentieren gegeneinander, und am Ende verspürt derjenige, der die Diskussion gewonnen hat, einen kurzanhaltenden euphorischen Energierausch, während sich der Verlierer wie ausgelaugt fühlt. Auf diese Weise wird nicht wirklich Energie gewonnen – sie wird vielmehr von anderen Menschen geraubt.
Jeder Mensch hat seine eigene Art und Weise, Energie durch Diebstahl zu gewinnen. Die bekanntesten Arten werden als die vier Kontrolldramen beschrieben:
1. Der Täter
2. Der Fragensteller
3. Der Unerreichbare
4. Das Opfer
Lass uns die vier Kontrolldramen Stück für Stück durchgehen, und ich bin mir sicher, dass du dich an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen wirst. Jeder von uns verfällt nämlich ab und an unbewusst einer dieser Rollen, um Energie zu gewinnen.
1. Der Täter
Die Strategie des Täters (wie in den drei Rollen unter dem Punkt ANGST) ist es, das Gegenüber einzuschüchtern. Indem er sich groß macht, macht er das Gegenüber klein und stiehlt auf diese Weise dessen Energie.
2. Der Fragensteller
Der Fragesteller hat eine etwas subtilere Art, Energie zu gewinnen, nämlich, indem er das Gegenüber quasi „verhört“ und mit Fragen löchert. Ganz nach der Devise „Wer die Fragen stellt, lenkt das Gespräch“, gewinnt der Fragensteller die Aufmerksamkeit und somit Energie des anderen, wenn dieser seine Fragen beantwortet und ihm somit Macht zugesteht.
3. Der Unerreichbare
Während Täter und Fragensteller aktive Kontrolldramen darstellen, ist das Spiel des Unerreichbaren und des Opfers ein passives. Der Unerreichbare gibt sich dem Gegenüber als unnahbar, sodass dieses nachbohren und dem Unerreichbaren Energie schenken muss, um mehr über dessen scheinbares „Geheimnis“ zu erfahren. Der Unerreichbare gewinnt nur solange Energie, wie er es schafft, sich interessant zu machen und anderen somit Aufmerksamkeit abzuziehen.
4. Das Opfer
Das Opfer gewinnt seine Energie, indem es jammert und somit dafür sorgt, dass andere Menschen sich schuldig fühlen und ihm helfen wollen. Das Opfer macht sein Gegenüber quasi zum Täter, bis dieses beginnt, sich selbst zum Retter zu machen. Somit sind wir in einem Teufelskreis gefangen, gemäß dem vorhin beschriebenen Theaterstück mit den drei Rollen.
Im Grunde genommen haben alle vier Dramen dasselbe Ziel: Energie zu gewinnen. Ein Täter kann dies sehr gut, wenn er auf einen anderen Täter oder ein Opfer trifft und umgekehrt. Und auch ein Fragesteller und ein Unnahbarer sind eine Kombination, die dazu führt, dass zumindest einer der beiden mit mehr Energie aus dem Gespräch geht, als der andere.
Die alles entscheidende Frage an dieser Stelle ist:
Möchtest du all deine Beziehungen zu Machtkämpfen um Energie verkommen lassen?
Wenn die Antwort ja ist, bitte ich dich, dir eine Welt vorzustellen, in der alle Menschen nur Gegeneinander und niemand miteinander lebt.
Ist deine Antwort nein, freue ich mich, dir sagen zu können, dass es weitaus gesündere Arten der Energiegewinnung gibt, auf die ich in einem anderen Blogartikel eingehen werde. An dieser Stelle ist es mir erstmal wichtig, dass du begreifst, wie sehr diese Kontrolldramen unsere Beziehungen beeinflussen und zerstören und möchte dich darauf aufmerksam machen, dass dies nicht sein MUSS.
Die Kommunikation verwandeln
Wir haben also gesehen, dass Verurteilung, nicht ausgelebte Angst und Kontrolldramen drei der wesentlichsten Gründe sind, warum wir Menschen einander so feindselig begegnen. Warum es Streit und Krieg auf der Welt gibt. Warum Beziehungen zusammenbrechen.
Die schlechte Nachricht ist: Die wenigsten Menschen (zu denen du auch gehörst) haben begriffen, worin das Problem niederer Kommunikation besteht.
Die gute Nachricht ist: Hat man einmal erkannt, dass aufrichtige Kommunikation die Lösung darstellt, ist man in der Lage, nicht nur sein Leben, sondern das aller Menschen, mit denen man kommuniziert, nachhaltig zu verwandeln – zum Besseren!
So wie wir über drei große Kommunikationskiller gesprochen haben, gibt es selbstverständlich auch einige Möglichkeiten, die eigene Kommunikation zu verbessern:
Die 3 Kommunikationsverwandler
1. Emotionale Aufrichtigkeit
Es ist ein typisch deutsches Phänomen, nicht offen über die eigenen Gefühle zu sprechen, sie in sich „hineinzufressen“ und alle Herausforderungen mit sich selbst auszumachen. Dies führt möglicherweise zu einer starken Verantwortung – jedoch auch zu einem geringen Vertrauen in allen Beziehungen.
Offen über die eigenen Emotionen sprechen zu können ist der Schlüssel zu Vertrauen.
Die wohl größte Hürde, die es auf dem Weg zu emotionaler Aufrichtigkeit und Offenheit zu überwinden gilt ist, dass wir der Meinung anderer einen großen Wert beimessen und uns nicht in deren Gegenwart blamieren wollen.
Doch ein wie viel ehrlicherer Ort wäre die Welt, wenn alle Menschen den Mut besäßen, ihre wahren Gefühle offen auszusprechen? Probleme entstehen doch erst dann, wenn wir unsere Gefühle verleugnen und versuchen, sie mit Ersatzhandlungen zu kompensieren.
2. Die Botschaften der Gefühle verstehen
Wir haben vorhin bereits festgestellt, welche Botschaft die Angst vermittelt. Darüber hinaus haben alle gesellschaftlich als negativ bewerteten Gefühle eine Botschaft. Wenn wir die Gefühle nicht zu verdrängen versuchen, sondern im Gegenteil ihre Botschaft verstehen wollen, können wir unsere Kommunikation und unser Leben auf ein neues Level erheben.
Hier sind die Botschaften einiger Gruppen von Gefühlen:
Angstgefühle
Bereite dich darauf vor, mit einer Situation/einer Person umzugehen.
Frustration
Ändere deine Herangehensweise an die Sache, über die du frustriert bist.
Wut
Einer deiner Werte/Erwartungen wird von dir/jemand anderem nicht erfüllt.
Enttäuschung
Eine deiner Erwartungen ist möglicherweise unpassend für die aktuelle Situation.
Schuld/Reue
Du hast einen deiner Werte verletzt und musst darauf achten, dass sich dies nicht wiederholt.
Selbstzweifel
Wenn du dich nicht gut genug fühlst, verbessere entweder das, was du tust, oder ändere deine Ansprüche.
Überwältigung
Bewerte neu, was dir wirklich wichtig ist und priorisiere diese Dinge.
3. Gelassenheit und Humor
Das wichtigste zum Schluss:
Nimm dich selbst nicht zu WICHT-ig, sonst machst du dich nur selbst zum Wicht.
Es mag sein, dass du eine Aufgabe auf dieser Welt zu erfüllen hast, doch im Ernst: Wie bedeutend glaubst du denn, im großen Getriebe der Welt, im Energiefluss des Universums zu sein? Da wird man wieder etwas bescheidener.
Eine nette Anekdote zu unserer Kommunikation, die diesen Punkt untermalt:
Lache nie über einen Menschen, der die 20 auf einer Skala von 0 bis 10 erreichen will. Es ist nicht dieser Mensch, der ein Traumtänzer ist. Im Gegenteil zeigt es dir nur, wie wingeschränkt dein Denken ist, wenn du glaubst, die Skala, die sich ein Mensch ausgedacht hat, sei alles, was es gebe.
Und das ist mein Appell an dich:
Ein Mensch ist nicht sein Verhalten.
Bewerte sein Verhalten nicht, wenn du nicht dessen Warum kennst.
Nutze die Botschaft der Angst, statt dich von ihr lähmen zu lassen.
Welches Kontrolldrama spielst du? Wie kannst du es vermeiden?
Teile deine Gefühle offen und ehrlich mit.
Nutze jedes Gefühl, um an der dahinterstehenden Botschaft zu wachsen.
Nimm dich und das Leben nicht zu ernst. Deine Mitmenschen werden es dir danken.
Hab einfach Freude an der Kommunikation und lass diesen Funken auch auf deine Mitmenschen überschwappen. So erschaffen wir eine Welt, in der wir alle liebevoll, mutig und dankbar miteinander statt gegeneinander leben können. Diese Welt ist mein Traum, für sie kämpfe ich. Willst du ein Teil dieser Reise sein?
Auf ein inspirierendes Jahr 2022, in dem wir die Liebe durch richtige Kommunikation in die Welt bringen und eine stärkere Energie denn je verspüren.
Alles Liebe
Dein Johannes