Im Fluss des Lebens bleiben
Updated: Apr 29, 2022
Bestimmt hast auch du es schon einmal erlebt: Du spürst die reinste Ekstase. Dein Geist sprudelt vor Kreativität, du willst etwas schaffen, kannst nicht stillsitzen und fokussierst dich auf eine einzige Sache, in der du vollkommen aufgehst.
Das ist es, was ich als FLOW definiere. Du bist im FLUSS des Lebens. Du wehrst dich nicht, kämpfst nicht gegen irgendetwas oder irgendwen an, sondern lässt dich treiben. Lässt das zu, was geschieht.

Es ist wahrscheinlich der Zustand, in dem die größten Schöpfungen dieser Welt entstanden sind. Wenn du also wissen möchtest, wie man diesen FLOW-State erreichen kann, dann ist dieser Blogartikel genau der richtige für dich.
Meiner Meinung nach gibt es drei Meisterschaften, die den Flow erzeugen. Nur wenn alle drei gleichzeitig vorhanden sind, kann FLOW entstehen. Diese drei sind:
Die Meisterschaft der Wahrheit
Die Meisterschaft der Authentizität
Die Meisterschaft des Selbst
Auf den ersten Blick mögen diese Begriffe allesamt sehr ähnlich klingen. Doch ich möchte dir erklären, warum sie für den FLOW-State so essenziell sind.
Die Meisterschaft der Wahrheit.
Lass mich dir eine Geschichte über die Wahrheit erzählen;
Als die ersten Lügendetektoren erfunden wurden, erregten sie großes Aufsehen. Das Gerät konnte körperliche Veränderungen messen, die bei einem Menschen auftreten, wenn er lügt. Eines Tages brachte man die Maschine in eine psychiatrische Klinik, um damit den Patienten J. C. Jones zu untersuchen.
Jones war ein Psychotiker und behauptete, Napoleon Bonaparte zu sein. Vielleicht hatte er Geschichte studiert, jedenfalls kannte er das Leben Napoleons in- und auswendig. Er verkündete präzise von sich selbst in der ersten Person singular kleine Details aus dem Leben des großen Korsen in logischer, zusammenhängender Folge.
An den Lügendetektor angeschlossen wurde Jones gefragt: „Sind Sie Napoleon Bonaparte?“ Der Patient dachte kurz nach und antwortete: „Nein! Wie kommen Sie darauf? Ich bin J. C. Jones!“
Alle lächelten, außer dem Mann, der den Lügendetektor bediente. Denn dieser gab die Information, dass Herr Jones gelogen hatte.
Die Maschine bewies, dass der Patient, als er die Wahrheit sagte, gelogen hatte – denn er glaubte, Napoleon Bonaparte zu sein!
Lass mich dir zu dieser eindrucksvollen Geschichte eine Frage stellen:
Ist es eine Lüge, wenn du glaubst, die Wahrheit zu sagen?
Wenn es eine objektive Wahrheit gibt, dann ist es ganz einfach, nach ihr zu leben. Du musst sie nur erkennen und in deinem Leben akzeptieren. Fertig.
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Es gibt eine objektive Wahrheit! Die schlechte Nachricht ist: Es gibt keine Möglichkeit, die objektive Wahrheit von subjektiven Wahrheiten zu unterscheiden.
So plausibel naturwissenschaftliche Erklärungen und Befunde der Forschung sind – sie sind auch nur der aktuelle Stand der Unwissenheit, so sagte schon Dr. Eckart von Hirschhausen. Woher dieser Gedanke kommt?
Vor fünfzig Jahren waren die Menschen davon überzeugt, dass sie das richtige taten. Kaum einer hinterfragte die Verfahren der Medizin oder der Wissenschaft.
Heute können wir über die meisten Dinge, die vor fünfzig Jahren normal waren, nur noch lächeln. Und gleichzeitig halten wir den heutigen Stand der Forschung für absolut richtig. Dabei werden die Menschen in fünfzig Jahren über unsere heutigen Verfahren und „Wahrheiten“ genauso lachen.
„Wer für sich beansprucht, die absolute Wahrheit zu kennen, ist auf dem Holzweg.“
Ich weiß nicht, von wem dieses Zitat stammt, doch es ist sehr wahr. Denn in dem Moment, in dem ich mir einbilde, über allen anderen Menschen die Wahrheit zu kennen, begehe ich einen großen Fehler.
Wir alle sind Menschen, keine Maschinen. Und solange wir Menschen sind, werden wir die Welt auch immer subjektiv betrachten. Der letzte Blogartikel, den ich hochgeladen habe, trägt den Titel: Die Welt ist, wie du bist. Und er beschäftigt sich genau damit – wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie wir selbst sind.
Mein Appell an dich ist ganz einfach folgender: Wenn du einen FLOW-Zustand erleben möchtest:
Löse dich von der Illusion, du würdest die Wahrheit kennen. Aber sei ehrlich mit dir selbst. Handle nach deinen eigenen Überzeugungen, aber hinterfrage stets, ob es auch alternative Erklärungen gibt.
Lass einfach los. Nimm dich selbst nicht so wichtig – denn das tun nur Wichte. Und du wirst sehen, sobald du über dich und deine eigene Einbildung lachen kannst, fällt alle Spannung von dir ab, und du bist in der Lage, großartige Werke zu erschaffen.
Dieses ist der erste Schritt zum FLOW.
Die Meisterschaft der Authentizität
Zusammengefasst würde ich Authentizität als die Fähigkeit beschreiben, du selbst zu sein. Das setzt natürlich drei Dinge voraus:
Ich weiß, wer ich selbst bin.
Ich habe den Mut, mich selbst so zu zeigen, wie ich bin.
Ich schade niemandem, in dem ich so lebe, wie ich bin.
Die erste Frage ist die Frage nach dem Warum. Zu wissen wer du bist…die meisten Menschen würden diese Frage beantworten, indem sie sagen „Ich bin Lehrer“, „Ich bin Arzt“, „Ich spiele leidenschaftlich gerne Eishockey“, „Ich bin 1,75 Meter groß“, „Ich bin Mutter von zwei Kindern“.
Lass mich eine Sache vorwegnehmen:
KEINE dieser Antworten beschreibt, wer du bist. Sie alle beschreiben nur, was du tust.

Wer du bist, lässt sich nur auf eine einzige Weise feststellen:
Kenne deine Werte.
Das klingt utopischer als es ist. Um dir die Bedenken zu nehmen, möchte ich dir gerne ins Bewusstsein rufen: Du musst deine Werte nirgends suchen und nicht finden. Du trägst sie bereits in dir. Deine Werte zu kennen heißt nichts anderes, als zu wissen, was für dich von Bedeutung ist.
Für den einen ist es bedingungslose Liebe, für den anderen Freiheit, für wieder andere Menschen sind es Harmonie, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Vertrauen, Kreativität, Optimismus…in irgendeiner Form wünscht sich wahrscheinlich jeder Mensch all diese Dinge. Doch deine Priorisierung ist das, was dich einzigartig macht. Für mich beispielsweise sieht meine Wertehierarchie folgendermaßen aus:

Die Werte teile ich mir sicher mit vielen Menschen. Doch genau diese Anordnung, welche Werte mir wichtiger sind, machen mich einzigartig. Über Werte und Sinn werde ich in naher Zukunft noch einen anderen Blogartikel veröffentlichen.
Doch worum es mir nun eigentlich geht, ist der zweite Punkt: Habe den Mut, dich zu zeigen, wie du bist. Und zwar ganz gleich, wie du bist. Positives Denken ist dahingehend eine Illusion. Es ist richtig, dass eine positive Grundeinstellung dafür sorgt, dass du dem Leben dankbarer begegnest. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass jeder Mensch sich manchmal schlecht fühlen wird. Und das ist vollkommen in Ordnung.
Du bist gut so wie du bist. Alle Gefühle verdienen es, da zu sein. Denn das wundervollste Gefühl ist das Fühlen selbst.
Ganz gleich, was es gerade sein mag. Wut, Trauer, Angst, Freude…
Setz dir ruhig hohe Ziele. Du musst sie nicht erreichen, doch sie steigern dein Vertrauen an das, was möglich ist. Was möglich ist, wenn du dir selbst vertraust und im Einklang mit deinen Werten lebst. Das ist gelebte Authentizität. Das ist der zweite Schritt zum FLOW.
Die Meisterschaft des Selbst
Vermutlich ist dieser Punkt der widersprüchlichste der Drei. Denn vorweg möchte ich sagen:
Egoismus ist nicht schlecht.
Ei, magst du jetzt denken, aber das widerspricht ja dem Gedanken, dass Dienen und Helfen die edelsten Gaben sind, die wir vollbringen können. Und in der Tat gibt es Formen des Egoismus, die zu Narzissmus und anderen selbstverherrlichenden Weltsichten führen.
Doch es gibt auch eine gesunde Form des Egoismus.
Ich hatte einmal das Vergnügen, einen Mann kennenzulernen, der einen ganzen Raum mit Energie zu füllen vermochte, wenn er ihn betrat. Dessen Lachen so ansteckend war, dass du gar nicht konntest, als mitzulachen. Der sein Umfeld energiereicher hinterlassen hat, als er es selbst vorfand. Kennst auch du solche Menschen?

Menschen wie er machen das Leben in meinen Augen unendlich viel reicher. So kam es, dass ich ihn einmal fragen konnte, was sein Geheimnis ist. Wie er so eine unglaubliche Stimmung erzeugen und verbreiten kann. Seine Antwort hat mich ehrlich überrascht:
„Ich bin ein Egoist, weißte? Ich bin so’n bissle wie ein Glas Bier. Wenn’s mir schlecht geht, ist das Glas leer oder halb voll. Da hab ich nich‘ die Kraft, anderen Menschen was zu geben. Ich schau immer, dass mein Bierglas zuerst voll ist. Und wenn’s dann am Überlaufen ist, kann ich alles, was überläuft, mit anderen teilen. Wenn du beginnst zu geben, sobald du vor Freude überläufst, kannste geben, ohne etwas zu verlieren! Is‘ das nicht geil?“
Das – und nur das – ist für mich gesunder Egoismus. Du kommst zuerst. Bist du nicht erfüllt, wie willst du dann deine Mitmenschen erfüllen? Dein eigenes Glück ist die Voraussetzung für wahre, selbstlose Hilfe.
Außerdem kann Altruismus schnell nach hinten losgehen. Egal, wie selbstlos du handeln willst, wenn du daran nichts verdient, wirst du eines Tages kein Altruist mehr sein können. Ich betreibe diesen Blog zum Beispiel kostenfrei und ohne Werbung, weil es mir ein Herzensprojekt ist. Doch es ist nicht meine Haupttätigkeit, weil ich davon kein Essen, keine Unterkunft bezahlen könnte.
Wirklich dienen kannst du erst, wenn dein ÜBERleben gesichert ist und du beim LEBEN angekommen bist. Und um die Meisterschaft des Selbst abzurunden: Kümmere dich zuerst um dich selbst.
Mach dich selbst glücklich.
Wenn du selbst glücklich bist, mach andere glücklich.
Wenn die anderen glücklich sind, sorg dafür, dass das Glück bleibt und nachhaltig zu Erfüllung wird. Denn Erfüllung kannst du nicht schenken – sie kann nur in jedem Menschen aus dem Glück heraus wachsen, welches du gesät hast.
Dies ist der dritte Schritt zum FLOW.
Go with the flow – and see what happens!
Der Titel dieses Artikels ist kein Sprichwort und mehr als eine schöne Zusammenfassung der drei Punkte – er ist eine Lebenseinstellung. Denn wenn du es wagst, im FLOW zu leben, kannst du Dinge erschaffen, die du bislang nicht für möglich gehalten hast.
Der Traum, eine bessere Welt zu erschaffen, lässt dich wachsen. Und solange du im Flow lebst, machst du die Welt besser. Doch sei gewarnt: Flow und Kreativität lassen sich nicht erzwingen. Sie sind wie Wellen, die manchmal kommen und die du am besten dann reiten solltest, wenn sie direkt bei dir sind. Lass dich treiben – aber erzwinge nichts.

FLOW lässt sich nicht auf Knopfdruck herbeirufen. Doch mit den Gedankenanstößen der letzten Minuten hast du die Möglichkeit, eine Atmosphäre zu schaffen, in der du deutlich häufiger im FLOW bist:
Meistere die Wahrheit. Akzeptiere, dass es nur subjektive Wahrheiten gibt. Die Welt ist, wie du bist.
Meistere deine Authentizität. Kenne deine Werte und verkörpere sie, wann immer du kannst.
Meistere dich selbst. Fülle zuerst dein eigenes Glas, bevor du versuchst, anderen Menschen zu helfen.
Und jetzt schnapp dir das Surfbrett deines Lebens und mach dich dafür bereit, Wellen zu reiten. Eine große Welle FLOW braut sich bereits am Horizont zusammen.
Go with the flow!
Dein Johannes