Frei leben in einer unfreien Welt
Updated: Jan 31, 2022
Ohne jeden Zweifel ist die Welt, in der wir leben, voll von Beispielen der Unfreiheit. Während die einen Einschränkungen der Freiheit als Opfer für ein höheres Wohl sehen, ist für die anderen die Freiheit jedes einzelnen Menschen das wertvollste Recht, welches ihm vergönnt ist. Nimmt man ihm dieses Recht, nimmt man ihm sein Leben.
Ganz gleich auf welche Thematik man dies bezieht oder auf welche Seite man sich stellt – eines steht fest. Kein Mensch möchte unterdrückt leben. Und doch pflegen die meisten Menschen ein Leben in Unfreiheit, meist sogar, ohne dies zu merken.
Von Benjamin Franklin stammen die berühmten Worte:
Wer Freiheit eintauscht, um Sicherheit zu erlangen, der wird am Ende beides verlieren.
Und es ist wahr. Freiheit ist keine Ware, die man gegen etwas anderes eintauschen kann. Man kann sie nutzen, oder man kann dies nicht tun. Und während die einen jedes Quäntchen dieses Geschenks nutzen, gibt es Menschen, die sie liebend gern eintauschen, um sich in Sicherheit zu wiegen.
In diesem Artikel soll es vor allem darum gehen, was Freiheit überhaupt ist und ob Freiheit wirklich existiert. Ich möchte drei verschiedene Szenarien schildern, und ihre Bedeutung für unser Leben verdeutlichen. Trotz aller ernüchternden Probleme, die mit diesen Szenarien einhergehen, habe ich für mich persönlich zwei Lösungen aus diesem Irrgarten des Geistes gefunden, die ich am Ende mit dir teile.
Bevor wir gemeinsam auf diese Reise gehen, muss dir nur eine Sache klar sein: Wenn du ein Mensch bist, der ein Gefühl der Sicherheit einem Gefühl der Freiheit vorziehst, wirst du meine Worte wahrscheinlich scharf kritisieren. Ich bitte dich in diesem Fall darum, zumindest zu versuchen, meinen Standpunkt nachzuvollziehen. Er könnte dich um einen wertvollen neuen Blickwinkel bereichern.
Was ist überhaupt Freiheit?
Das ist wahrscheinlich die grundlegendste aller Fragen und – wie könnte es auch anders sein – nicht so leicht zu beantworten. Am besten gelingt es mir vermutlich durch die Abgrenzung zu ihrem Gegenstück: der Unabhängigkeit.
Viele Menschen verwechseln Freiheit mit Unabhängigkeit.
Doch es besteht ein großer Unterschied: Während Unabhängigkeit vielmehr bedeutet, dass du nicht auf die Dienstleistungen und Waren anderer Menschen angewiesen bist, sind freie Menschen sehr wohl abhängig – sie haben aber die Sicherheit körperlicher Unversehrtheit und die Möglichkeit ihre Träume zu verfolgen.
Ein Landwirt auf einem Selbstversorgerhof ist unabhängig. Er baut seine eigenen Lebensmittel an, nutzt eine Wasserquelle im nahegelegenen Wald, näht sich seine Kleidung aus dem, was das Pflanzen- und Tierreich ihm bietet. Dieser Mensch ist unabhängig, aber nicht frei.
Ein Weltreisender, welcher seit zwanzig Jahren auf dem Globus umherreist, und diese Erfahrung auf einem YouTube-Kanal teilt, ist frei. Er ist nicht unabhängig, da er auf die Güterproduktion anderer angewiesen ist, um zu überleben. Doch er ist größtenteils frei, zu tun, wonach ihm beliebt, und seine Träume zu verwirklichen. Und wenn er etwas nicht tun kann, liegt es meist nur an den finanziellen Mitteln. Theoretisch hat er die Möglichkeit, diese zu werben. Freiheit ist also nicht das freie Handeln selbst, sondern die Möglichkeit des freien Handelns.
Was aber geschieht, wenn Regierungen überall auf der Welt, so wie im Frühjahr 2020, die Grenzen dicht machen? Ist dieser Reisende dann immer noch frei? Die Antwort ist: vielleicht. Und hier nehme ich eine weitere Unterscheidung vor.
Menschen können in äußerlicher oder innerer Freiheit leben.
Der Unterschied könnte größer nicht sein. Äußerliche Freiheit, das sind greifbare, materielle oder zumindest beschreibbare Dinge. Reisefreiheit, finanzielle Freiheit – solche Dinge zählen zu dieser Kategorie. Ich werde sie in Szenario 2 beschreiben.
Innere Freiheit hingegen bedeutet: Ich kann denken und tun, was meinen Traum verwirklicht. Das äußert sich zum Beispiel in der Freiheit, meine Gedanken zu wählen, in freier Meinungsäußerung, in der freien Wahl des Partners. Dieser habe ich Szenario 1 gewidmet.
Wikipedia bezeichnet Freiheit als „die Möglichkeit […], ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen und entscheiden zu können. Interessant hierbei ist, dass sich Menschen oft stärker durch die Einschränkung äußerlicher Freiheiten bedroht fühlen. Regierungen können dir zwar die äußeren Freiheiten nehmen, doch niemals die inneren.
Zyniker würden nun behaupten, dass auch die inneren Freiheiten der Meinungsäußerung und Partnerwahl durch Zensur, Gefängnisstrafen und gesellschaftliche Ausgrenzung eingeschränkt werden können. Doch ich bitte dich, an dieser Stelle einmal nachzuhaken: Kann eine Regierung wirklich kontrollieren und verbieten, was ein Mensch denkt? Oder kann sie nur die Auswirkungen dessen bekämpfen?
Selbst wenn homosexuelle Menschen in manchen arabischen Ländern politisch verfolgt werden und öffentliche Regelkonformität vortäuschen – leben sie nicht trotzdem im Herzen nach ihren wahren Gesinnungen?
Selbst, wenn Twitter den Account eines regierungskritischen Journalisten sperrt, wird ihn das seiner Freiheit berauben, weiterhin kritisch zu recherchieren?
Wahres Glück im Leben kommt nicht von äußeren Freiheiten. Zu viele Beispiele gibt es von Menschen, die alles Geld der Welt haben und damit unglücklich sind. Die den schönsten Stränden der Welt mit Verachtung entgegentreten. Glück kommt selten von physischer Freiheit und immer von dem Gefühl geistiger Freiheit. Doch warum verwende ich hier das Wort Gefühl? Du wirst es gleich begreifen, denn ich stelle dir nun drei Szenarien vor, in denen es um die Frage geht:
Gibt es Freiheit überhaupt?
1. Das Wahrheitsszenario
Es existiert eine absolute Freiheit
In diesem Szenario gehe ich davon aus, dass Freiheit etwas ist, das in Wirklichkeit existiert. Das Universum, der allmächtige Schöpfer, Mutter Natur, oder wie auch immer du den Quell unserer Existenz nennen magst, liebte uns genug, um uns ein Geschenk zu machen, mittels dem wir uns selbst verwirklichen können.
In dieser Vorstellung gibt es keine Einschränkungen der Freiheit. Zumindest nicht seitens der Natur. Freiheit an sich ist also unzerstörbar. Was Menschen daraus machen ist natürlich eine andere Frage. Wie jedes Szenario, jede Theorie, wirft dieses einige wichtige Fragen auf, unter anderem die folgende:
Wenn wir „frei“ sind – wovon sind wir dann frei?
Es ist vielleicht die wichtigste Frage, um überhaupt begreifen zu können, was Freiheit ist. Denn ursprünglich wurde der Begriff nicht alleinstehend verwendet, sondern, um zu beschreiben, wovon man sich befreit hat.
Ich bin frei von Ängsten.
Das gallische Dorf hat sich von der Besetzung durch die Römer befreit.
Du hast mich aus meiner Hülle befreit und mein wahres Selbst erweckt.
Diese Fragestellung führt zu einer weiteren, welche vermutlich das grundlegende Problem des ersten Szenarios darstellt:
1.Problem: Wenn so etwas wie Freiheit existiert, warum tut sie das dann? Wer hat sie erschaffen und aus welchem Grund?
Du siehst schon, es geht um die Frage nach dem Warum. Warum wurde dem Menschen die Freiheit gewährt? Wem soll diese Freiheit dienen? In diesem Szenario gibt es ein einziges Ziel menschlichen Daseins:
1.Ziel: Du sollst den Grund für deine Freiheit herausfinden.
Nicht im großen Stil, sondern für dich persönlich. Wenn es dieses Szenario, diese Geschichte ist, an die du glauben möchtest, dann kannst du für dich selbst herausfinden, warum du frei sein willst. Und mach dir eines bewusst: Wenn du es nicht willst, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, dann hast du einen harten Weg vor dir. Niemand wird dich jemals unterstützen, wenn deine Motive rein egoistischer Natur sind.
2. Das Schöpfungsszenario
Der Mensch erschafft die Freiheit
Während sich das erste Szenario auf die universelle, innere Freiheit bezieht, geht das zweite mehr von dem Prinzip der äußerlichen Freiheit aus. Es wird angenommen, dass die Freiheit dem Menschen nicht geschenkt wurde, sondern dass sie eine Art „Vereinbarung des Zusammenlebens“ unter den Menschen darstellt. Freiheit existiert also, ja, aber nur als menschliche Schöpfung und nur unter gewissen Einschränkungen. Meine Freiheit hört nämlich dort auf, wo die Nasenspitze des anderen beginnt.
Schon von Grunde auf bringt dieses Szenario ein großes Problem mit sich, und es dürfte dir bereits aufgefallen sein:
2.Problem: Was geschieht, wenn Menschen die Vereinbarung brechen oder sie ändern?
Das Problem liegt darin, dass mit der Freiheit eine große Verantwortung einhergeht, und diese Verantwortung lässt sich leicht missbrauchen. Sobald Menschen anfangen, bestimmten religiösen Gruppen oder Regierungen blind und ohne jedes Hinterfragen zu vertrauen, liegt es auf der Hand, dass sie dafür Raum für den Missbrauch dieser Macht schaffen.
Diese Geschichte der Welt wirft außerdem die Frage auf:
Wenn meine Freiheit auf meinen Entscheidungen beruht, und diese manipulierbar sind, bin ich dann wirklich frei?
Dazu einige Worte aus meiner menschlichen, begrenzten Sichtweise:
Unsere Entscheidungen lenken die Richtung unseres Lebens. Doch wir treffen Entscheidungen auf Basis dreier Komponenten:
Unserer eigenen Erfahrung
Der Erfahrung anderer Menschen
Aus dem Bauchgefühl heraus
Das Problem besteht darin, dass jeder dieser drei Bereiche fehleranfällig ist. Unsere eigene Erfahrung beispielsweise ist geprägt durch unser Umfeld, durch Fehlinformationen, durch Teilwahrheiten – ebenso ist es mit der Meinung anderer Menschen. Erfahrungen geben nie die ganze Wahrheit wieder.
Nimm als Beispiel nur mal deine letzte Reise. Häufig wirst du anderen Menschen von den großartigen Sonnenuntergängen, der famosen gastländischen Küche und der eindrucksvollen Natur erzählen. Phänomene wie Streit, riesige Mückenschwärme und schlaflose Nächte werden dabei wie selbstverständlich ausgeblendet. Es geht jedem von uns so, und wir können ohne schlechtes Gewissen behaupten:
Selbst Erinnerungen und Erfahrung sind nur Teilwahrheiten und anfällig für Fehler.
Auch das Bauchgefühl unterliegt dieser Verzerrung, wenn auch weniger stark als die anderen beiden Quellen. Worauf ich hinauswill, ist folgender Gedanke:
Freiheit entsteht durch freies Handeln, dieses entsteht durch Entscheidungen und diese basieren auf einer der drei – manipulierbaren – Komponenten.
Wenn die Grundlage unserer Freiheit kontrollierbar und manipulierbar ist – ist es dann Freiheit?
Die Antwort ist: Jein.
Ja, wir haben die Freiheit, aus einem bestimmten Spektrum das zu wählen, was wir wollen.
Nein, wir haben nicht die Freiheit, zu bestimmen, wie das Spektrum aussieht.
Einige Beispiele gefällig?
Wir haben die Freiheit, eine politische Partei zu wählen.
Wir haben aber nicht die Freiheit, zu entscheiden, welche Parteien zur Wahl stehen.
Wir haben die Freiheit, Bio-Lebensmittel einzukaufen.
Wir haben aber nicht die Freiheit, zu entscheiden, ob Bio-Lebensmittel überhaupt produziert werden.
Wir haben die Freiheit, jede beliebige Sprache zu sprechen.
Wir haben aber nicht die Freiheit, zu entscheiden, dass alle Menschen um uns herum ebenfalls diese Sprache sprechen.
Und die Moral von der Geschicht‘?
Wir haben die Freiheit, uns selbst zu ändern, aber weder Freiheit noch Recht, die Welt zu ändern.
Und abschließend liegt auch das Ziel, die Aufgabe des zweiten Szenarios auf der Hand: Geh in die Politik, in die Menschenrechte, schreib ein Buch, einen Blog, erschaffe einen Podcast – tu alles in deiner Macht stehende, um für das übergeordnete Ziel der Menschheit zu kämpfen:
2.Ziel: Erhalte die Vereinbarung der menschlichen Freiheit aufrecht.
3. Das säkulare Szenario
Es gibt keine Freiheit
Der Begriff des Säkularismus bezeichnet in diesem Kontext das Nicht-Glauben an eine Sache. Während sich Glauben in jeder Religion dadurch auszeichnet, dass sich der Mensch vollends einer Gottheit hingibt, einigen sich säkulare Menschen darauf, nicht zu glauben, und berufen sich stattdessen eher auf eine Art moralischen Ehrenkodex.
Während sich die ersten beiden Szenarien auf die innere und äußerliche Freiheit bezogen, bezieht sich diese Vision darauf, dass Freiheit nur ein menschliches Hirngespinst ohne reale Form ist, und demnach nicht existent ist.
Säkulare Menschen achten Freiheit zwar als hohes Gut, sehen sie jedoch als bloßes Gefühl und Ideal, nach dem zu Streben ist an, nicht als Realität. Interessant daran ist, dass sich Menschen tatsächlich geistig und seelisch frei fühlen können, ohne es physisch zu sein. Nelson Mandela hielt sich selbst dann noch für einen freien Mensch, als er 27 Jahre körperlicher Gefangenschaft hinnehmen musste.
Der Grund, warum ich dieses dritte Szenario erschaffen habe – auch wenn es recht trostlos und leer klingen mag – ist folgender: Menschen erzählen einander Geschichten. Immer und überall, und seit Urzeiten. Es ist die wertvollste Form, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben. Das Problem (und zugleich Geschenk) ist, dass jeder Mensch eine Geschichte anders interpretiert und sie gemäß seiner Interpretation weitergibt. Spätestens nach vier Generationen hat man also eine beinahe gänzlich neue Geschichte – ähnlich der „Stillen Post“ in der Schulzeit. Das führt zu der Annahme:
„Freiheit“ ist bloß der Titel einer weiteren Geschichte, die wir uns erzählen.
Sie ist nach dieser dritten Theorie also eine Geschichte, die wir als Erklärung für etwas nutzen. Sie kann als Rechtfertigung und Erlaubnis dienen, gute und weniger gute Dinge zu tun. Und das Beste an einer Geschichte? Sie ist leichter zu verkraften als die Wahrheit.
Denn wie erklären die ersten beiden Theorien, warum Eltern ihre Kinder bevormunden dürfen, wo doch jeder Mensch mit Freiheit geboren ist? Oder warum man dasselbe wieder für demenzkranke Angehörige tun darf? Offenbar ist „Freiheit“ also an bestimmte Voraussetzungen gebunden, und das wiederum lässt an ihrer Existenz zweifeln – der Kern der dritten Theorie.
3.Problem: Wie können wir unsere eigene Bedeutungslosigkeit akzeptieren und damit umgehen?
Wie geht der Mensch mit dem Wissen um, dass die Dinge keinen geschlossenen Sinn in sich haben, sondern er selbst ihnen einen Sinn geben muss? Die Lösung ist zugleich auch das Ziel, nach dem die Menschen streben, die jenes dritte Szenario leben:
3.Ziel: Lebe eine alternative Ethik
Finde heraus, was für dich persönlich wertvoll ist und deinem Leben Sinn verleiht.
Die Punkte miteinander verknüpfen
Ich hoffe, ich habe dich mit meinen Szenarien nicht in ein bodenloses Loch der Sinnlosigkeit geworfen. Wenn nein – wunderbar. Wenn doch, tut es mir leid, und ich reiche dir hiermit meine Hand, um im letzten Teil diese Blogartikels über zwei Lösungen zu sprechen.
Lass uns noch einmal zusammenfassen, was Freiheit sein könnte;
1. Szenario: Es existiert eine absolute, innere Freiheit. Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, warum uns diese Freiheit gegeben wurde, und diesen Sinn zu erfüllen.
2. Szenario: Es existiert eine menschengeschaffene, äußerliche Freiheit. Unsere Aufgabe ist es, für eine gerechte Welt zu kämpfen und diese somit aufrechtzuerhalten.
3. Szenario: Ultimativ existiert keine Freiheit. Unser Dasein hat also die Aufgabe, nach einer alternativen Ethik zu suchen, in der wir fried- und freudvoll leben können.
Nun zu den Lösungen: Wir haben vorhin darüber gesprochen, dass der Mensch stets Geschichten erzählt und teilt, egal, ob diese wahr sind oder nicht. Und um ehrlich zu sein: Spielt es eine Rolle, ob eine Geschichte wahr ist, wenn sie dich glücklich macht?
Die wenigsten Menschen leben in einer „wahren Geschichte“. Sie begrüßen sogar im Gegenteil die Unwahrheit, da diese komfortabler und weicher ist als die harte Wahrheit. Und ganz gleich, welchem Szenario wir angehören: Wir schreiben stets eine Geschichte.
Lösung 1: Welches Drama schreibst du gerade?
Wenn wir Menschen ohnehin jederzeit und überall Geschichten schreiben – die Geschichte unseres Lebens – warum schreiben wir dann oft so schlechte und langweilige Geschichten? Wer würde sich einen Kinofilm ansehen, in der es den Hauptcharakteren immer nur gut geht und sie den ganzen Tag mit Chips vorm Fernseher sitzen und Netflix schauen (mal abgesehen davon, dass ein solcher Lebensstil nicht für dauerhafte Erfüllung, sondern lediglich für kurzfristige Bespaßung sorgen kann)?
Die Idee ist also:
Unsere einzige Freiheit ist, zu entscheiden, welche Geschichte wir schreiben.
Du schreibst in jeder Sekunde Geschichte. Als du dich entschlossen hast, diesen Artikel zu lesen, hast du dich entschieden, deiner Geschichte ein gewisses Stück hinzuzufügen. Du hast die Wahl:
Schreibst du ein hohes Drama oder ein niederes Drama?
Niedere Dramen kennzeichnen sich hierdurch:
Es gibt ein Opfer, das unter einem Täter zu leiden hat. Beispielsweise der arme Mensch, der so viele Steuern an den Staat zu zahlen hat.
Es gibt gelegentlich Retter, die sich einmischen. Das wäre in unserem Fall der Steuerberater oder ein Börsenmakler.
Es gibt keine wahre Freude, sondern nur Schadenfreude auf anderer Menschen Kosten.
Ein hohes Drama hingegen sieht wie folgt aus:
Wut macht dich zu einem Krieger, der seine Ziele erreichen kann.
Trauer macht dich zu einem Liebenden, der sich um seine Mitmenschen sorgt.
Angst macht dich zu einem Schöpfer, der neue Lösungen für Probleme findet.
Freude lässt dich eins sein mit der Schöpfung.
In beiden Fällen erzählst du dir eine Geschichte. Die Frage ist nur, welche du dir erzählst. Und sei dir bewusst, dass es keine richtige oder falsche Antwort gibt. In deiner Liebesbeziehung ist es vielleicht wichtig, ein hohes Drama zu schreiben, doch wenn sich jemand in der Supermarktschlange vordrängelt, willst du ihm auch einfach mal nach allen Regeln des niederen Dramas ins Gesicht spucken.