Warum du den Sinn des Lebens nicht findest
Updated: Apr 29, 2022
Wer lebt schon gerne ein sinnloses Leben? Zugegeben, diese ganze Geschichte mit der Sinnsuche ist in den letzten Jahren zu einem regelrechten Trend geworden. Jeder meint, die eigene Unbedeutsamkeit irgendwie kompensieren zu müssen. Die beste Lösung? Ein Sinn, eine Vision, eine Aufgabe!
Nun muss ich natürlich betonen, dass dies ein recht positiver Trend ist. Denn ich selbst habe die schwierigsten Phasen meines Lebens immer genau dann erlebt, wenn ich keine Vision vor Augen hatte.
Doch wenn du diesen Artikel in der Hoffnung liest, danach den Sinn des Lebens zu kennen, muss ich dich enttäuschen. Mal davon abgesehen, dass es nicht DEN Sinn gibt, gibt es genauso wenig DIE Erfahrung, die ein Mensch machen muss, um zu seiner Aufgabe zu finden.
Wenn du also erwartest, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung à la „10 Schritte, die dir dabei helfen, deinen Sinn im Leben zu finden“ zu erhalten, bist du hier an der falschen Adresse.
Stattdessen lade ich dich im Folgenden ein, dich zurückzulehnen und die folgende Geschichte aus meinem Leben einfach auf dich wirken zu lassen. Hier ist die Geschichte, wie ich zu meiner Vision fand. Und das schönste daran: Es wird nicht hochspirituell, sondern ist einfach die Geschichte eines Menschen, der mehr von seinem Leben wollte.
Die Suche beginnt.
Wir schreiben einen frischen Februartag im Jahre 2018. An diesem Tag soll sich mein Leben in eine neue Richtung wenden. Denn was bisher gut war, ist es nun nicht mehr. Wie genau soll ich diesen Tag in Worte fassen? Nennen wir es eine neue Perspektive. Ahnungslos scrolle ich durch YouTube, bis ein Video meine Aufmerksamkeit fesselt:
3 Bücher, die dein Leben verändern werden.
Nie zuvor ist mir ein derart provokanter Titel begegnet, und nur 20 Minuten später bin ich schon auf dem Weg zur örtlichen Buchhandlung. Eines dieser Bücher hat mich ganz besonders angesprochen. Der Titel dürfte vielen Lesern bekannt sein, für alle anderen ist dies eine absolute Empfehlung:
Der Alchimist von Paulo Coelho.
Es ist ein dünnes Buch, und ich verbringe nur einen Nachmittag damit, voller Genuss durch die Seiten zu schweben. Was für eine Geschichte. Und worum geht es? Einen jungen andalusischen Hirten, der sich auf den Weg macht, seiner Lebensaufgabe zu folgen. Eine Geschichte, an der man sich gar nicht genug satt lesen kann.

Dieses Buch löst in mir ein wohliges Gefühl aus. Doch darüber hinaus: viele Fragen.
Brauche ich einen Sinn, um zu leben?
Was ist mein Sinn des Lebens?
Welche Aufgabe erfülle ich auf dieser Erde?
Die erste Frage konnte ich für mich klar mit „Ja“ beantworten. Vielleicht kann mein Körper ohne einen Sinn in meinem Handeln leben – doch meine Seele kann es nicht! Ich muss einfach einem höheren Ziel dienen, denke ich damals.
Doch wie findet man seinen Sinn? Die Lösung meines damaligen ichs: Lesen und Lernen! In den kommenden zwölf Monaten verschlinge ich über 200 Sachbücher und Geschichten über das Leben, Wachsen, Persönlichkeit, Psychologie, Motivation, Inspiration und alles, was noch dazugehört. Mit dem Erfolg, dass mir viele theoretische Konzepte über den Sinn des Lebens bewusst werden.
Voller Euphorie postuliere ich, was mir 2018 als der unfehlbare Sinn meines Lebens erscheint:
„Mein Ziel ist es, alles zu entdecken, was ich mir wünsche, und alles zu erreichen, was ich mir vornehme.“
20.08.2018
Im Nachhinein: Chapeau, mein lieber Johannes! Noch unspezifischer geht es wahrscheinlich auch nicht. Doch mit diesem Wortgewülste im Kopf lebe ich meinen Sinn des Lebens – zumindest für einige Wochen.
Der Weg endet nie.
„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“ – vermutlich eines meiner liebsten Zitate aus Goethes „Faust“. Und das absolut beste Zitat, um zu beschreiben, wie es mir im Oktober 2018 geht. Von der anfänglichen Euphorie des großen Sinnes ist nichts mehr zu spüren, er scheint mir nicht richtig zu sein. Wenn ich damals gewusst hätte, wie oft sich meine Meinung noch ändern würde…
Mein Sinn sollte persönlicher sein.
Dieser Gedanke verdrängte allerdings wieder alle Zweifel. Mein „erster“ Sinn hätte auf jeden Menschen zutreffen können. Doch wie ich mittlerweile aus der eifrigen Lektüre dieser ach-so-tollen, lebensverbessernden Ratgeber wusste: Es gibt nicht den einen Sinn, sondern jeder Mensch hat seinen eigenen.

Gesagt getan, also schön ein paar Dinge einfließen lassen, die nicht auf jeden Menschen zutreffen und – zack – fertig ist der Lebenssinn:
„Ich will ein friedvoller Krieger sein, liebevoll handeln und ein Leuchten in die Welt bringen.“
22.10.2018
Es ist schon lustig, wie viel Zeit man darauf verwenden kann, sich irgendwelche Worte aufzuschreiben, anstatt einfach anzufangen, zu leben und zu sein, wer du sein willst, nicht?
Zufriedenheit pendelt sich ein.
Lange Zeit bin ich damit im Reinen. Ich denke nicht allzu viel darüber nach, dafür ist im Alltagstreiben ohnehin keine Zeit. Es gibt wichtigere Dinge zu planen, beispielsweise die bevorstehende Reise nach Kanada.
Doch in den Momenten, in denen ich darüber nachdenke, schießen mir Selbstzweifel in den Kopf:
Bin ich ein „friedvoller Krieger“? Noch lange nicht, aber zumindest gehe ich den Weg.
Handle ich jeden Tag liebevoll? Ich gebe mein Bestes.
Bringe ich ein Leuchten in die Welt? An manchen Tagen erzählen mir Menschen, ich hätte ihren Tag besser gemacht.
Was sind das für Gedanken? Ich meine, ist ein Sinn nicht eigentlich dazu da, um dich aufzubauen statt runterzuziehen? Diese ständige Suche macht mich krank.
Während ich im November 2019 mit einigen Backpackern durch die kanadischen Rocky Mountains gereist bin, entschließe ich mich im Dezember, die Suche zu beenden und zu verweilen. Glücklicherweise an einem der schönsten Orte auf diesem Planeten: Banff.

Und was hat mich dieser Ort nicht inspiriert: Umgeben von schneebedeckten Bergen vorbei an Holzhäusern schlendern und das Leben genießen – das schreit doch nach einer dritten Version Sinn:
„Ich will voller Liebe und Dankbarkeit sein, statt zu suchen. Nur so kann ich Frieden schenken, Menschen inspirieren und Großes bewirken“
14.12.2019
Zu diesem Zeitpunkt war ich schon sehr von mir selbst überzeugt.
Mein Sinn war spezifisch.
Mein Sinn war persönlich.
Mein Sinn war keine Utopie, sondern sofort umsetzbar.
Und was habe ich natürlich gemacht? Nichts von dem, was dort geschrieben steht. Und im Rückblick kann ich dir auch genau sagen, warum.
Liebe und Dankbarkeit sind Emotionen. Und Emotionen ändern sich schneller, als du gucken kannst. Wenn dein Sinn darin besteht, eine bestimmte Emotion wie Glück zu spüren, wirst du vielleicht kurzzeitig glücklich sein. Doch du bist nie erfüllt, da du deinen Sinn nie vollständig erfüllen kannst. Jeder Mensch hat schlechte Gefühle.
Wir werden immer suchen. Die Erkenntnis, dass die Suche überflüssig ist, ist edel, ändert aber nichts daran. Es ist zutiefst menschlich, zu streben. Und es ist auch nichts verkehrt daran, einen Nordstern zu haben, dem wir folgen können.
Frieden kann man nicht schenken. Du kannst in Frieden mit dir selbst und mit anderen Leben, aber du kannst ihn ebenso wenig verschenken wie Glück.
Du inspirierst Menschen, ob du willst oder nicht. Menschen zu inspirieren muss also nicht dein Sinn sein, denn dein Leben ist in jedem Fall ein Beispiel für andere – du entscheidest, ob es ein gutes oder schlechtes Beispiel ist.
Wenn es aber all das nicht ist – was ist es denn dann? Es ist Zeit für mehr Sinn.

Große Zweifel: Gibt es überhaupt den Sinn für mich?
Wenn du schon deinen vierten oder fünften Sinn suchst, kann die Suche etwas entmutigend sein. Denn spätestens jetzt wird aus der eigenen Erfahrung klar: Die Suche wird immer weitergehen.
Aus dieser reinen Verzweiflung heraus entstanden Konstrukte des Geistes wie
„Ich will den Sonnenschein in die Welt bringen und mein Licht an andere weitergeben“
19.02.2020
oder
„Ich will Menschen berühren.“
23.03.2020
Dann gab es noch die grandiose Erkenntnis:
„Es gibt keinen Sinn – dein Dasein und L(i)eben selbst sind ausreichend“
22.10.2020
Großartig, ich glaube du hast nun genügend Gehirnkonstrukte gehört. Lass mich dir also das Ende der Geschichte erzählen.
Eine jede Aufgabe kommt von Herzen
Mal wieder ist die Lösung einfacher als alles auf der Welt. Zumindest, wenn man vorher 6 oder 7 mal daneben lag. Denn zum Schluss habe ich etwas erstaunlich intuitives gemacht.
Ich habe aufgehört, einen Sinn zu suchen.
In diesem Moment hat mein Kopf aufgehört, sich einzumischen.
Nun konnte mein Herz sprechen.
Die Frage „Was will ich wirklich“ hat mein Herz mit den Fragen „Wer bin ich wirklich?“ und „Wie diene ich am besten?“ verbunden.
Heraus kam etwas, das gleichermaßen Sinn wie Vision wie Mission wie Lebensaufgabe ist:
„Menschen ganzheitlich energetisch heilen.“
19.04.2021
Was das für mich bedeutet? Oh, allein schon der Gedanke an wahre Heilung löst in mir ein wohliges Kribbeln aus. Dazu kommt, dass Heilung viel mehr umfasst, als den meisten Menschen bewusst ist. Wenn ich NLP, Psychologie, Physiotherapie, Heilpraktik, Allgemeinmedizin, Tai Chi, Ayurveda und Zen-Buddhismus aufzähle, sind das nur einige kleine Ausschnitte.
Alle vereinen sich in der Heilung. Und mein Motto ist in dieser Hinsicht: „Verbinde die Punkte, statt noch mehr davon zu erschaffen!“
Was ist aber ein guter Indikator, um festzustellen, wann sich (vermutlich) nicht mehr allzu viel an der Essenz verändern wird?
Von einer Weisen Frau habe ich einmal folgende Worte mit auf den Weg bekommen:
„Die Meinung anderer wird mir gleich, wenn ich meine wahre Berufung finde. Und in dem Moment, in dem ich meine wahre Berufung finde, wird mir die Meinung anderer gleich.“
Halten wir also fest:
Du kommst deinem Sinn näher, wenn…
Dir die Meinung anderer über dich zunehmend egal wird.
Du eine Herzensverbindung zu diesem Bereich spürst.
Du nicht mehr das Bedürfnis hast, weiterzusuchen.
Aber hey: Das ist auch nur der aktuelle Stand des Irrtums. Ich bin gespannt, wie viele Male in meinem Leben ich diesen Blogartikel noch aktualisieren werde. Hast du eine Schätzung? Schreib sie doch gerne in die Kommentare! :-)
Viel Freude auf deiner eigenen Reise!
Energiereiche Grüße,
Dein Johannes