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Alles kann zur Droge werden!

Updated: Apr 19, 2022

Ich habe einen starken Hang zum Minimalismus. Mein Leben könnte man zum Beispiel so beschreiben: „Er liebte es, Dinge zu Ende zu bringen, Dinge aufzubrauchen, und sich von allem zu lösen, was er nicht wirklich brauchte. Sich auf das Wenige zu fokussieren, was wirklich zählt.“


Wow, wird sich jetzt vielleicht der ein oder andere denken, du lebst den Minimalismus ziemlich perfekt. Das muss ein leichtes Leben ohne Ballast sein. Das ist der äußere Schein, ja.


Doch in Wahrheit ist der Ballast für mich nicht physischer Krempel, den ich als Minimalist ja vermeide, wo es geht. Mein Ballast ist mein Drang, minimalistisch leben zu müssen.


Versteht mich nicht falsch, ich bin für viele Seiten dieses Minimalismus sehr dankbar, denn er gibt meinem Leben Ordnung und Struktur, lässt mich frei sein, statt mich an materiellen Besitz zu klammern, und erlaubt mir zu erkennen, dass ich eigentlich nichts außer mir selbst brauche, um glücklich zu sein.


Doch er macht mich auch nachdenklich, denn ich habe das Gefühl, dass der Minimalismus für mich zur Droge geworden ist.


Geht das überhaupt? Nun, mein Professor der Neuropsychologie hat einmal gesagt:


„Eine Droge ist etwas, das unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein verändern kann und das Potenzial hat, dass wir nach ihr süchtig werden.“

Oder anders ausgedrückt: Etwas, das uns kurzfristig ein gutes Gefühl gibt, für den wir aber einen hohen Preis zahlen können, wenn wir uns ihm langfristig hingeben.


Einige Beispiele gefällig?


  • Der regelmäßige Konsum von Alkohol und Nikotin.

  • Die Tüte Chips jeden Abend nach der Arbeit.

  • Der Wanderausflug in die Berge an jedem Sonntag.

  • Das ausdauernde Training auf dem Golfplatz.

  • Die Zeit, die wir mit unseren Liebsten verbringen.


Nun wirst du vermutlich mit mir übereinstimmen, dass die ersten zwei Punkte ungesunde Gewohnheiten darstellen – doch vielleicht fragst du dich auch, was an den letzten drei Beispielen schlecht sein soll.


Zunächst einmal: nichts.


Denn keine Droge ist „schlecht“ – was sie so gefährlich macht ist nur die Abhängigkeit.

Der Wanderausflug, das Training, die Zeit mit lieben Menschen – all das sind gesunde Gewohnheiten. Doch wenn wir unser Glück abhängig von ihnen machen, werden sie zur Droge.



Alles kann zur Droge werden


Eine Droge zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie uns schadet, sondern dass sie zu einem unkontrollierten, zwanghaften Verhalten führt.


Wie bereits erwähnt, hat mein Minimalismustic einige sehr positive Eigenschaften, um mit innerer wie äußerer Ordnung, Freiheit, Antimaterialismus und dem Fokus auf das Wesentliche nur einige davon zu nennen.


Doch ich bin ihm auch des Öfteren hilflos ausgeliefert. Ich finde mich in Situationen wieder, in denen ich damit beschäftigt bin, Haferflocken, Linsen und Körner aus ihren Verpackungen in meine Vorratsgläser abzufüllen, da ich es nicht ertragen kann, mehr Verpackungen als unbedingt nötig zu besitzen. Ich beschreibe alte Schmierzettel - nicht, weil ich das wirklich muss, sondern weil ich sie „aufbrauchen“ und loswerden will. Ich zünde übriggebliebene Kerzen an, damit sie nicht länger herumstehen, esse manchmal mehr als ich brauche, um weniger zu besitzen. Materielle Geschenke verstärken diesen Drang noch.


Ich habe also das Gefühl, mein Verhalten nicht zu 100% zu kontrollieren.


Und es geht noch weiter: Dieser Tic führt dazu, dass ich am liebsten alles abhaken würde, um mich bestmöglich auf das Leben vorzubereiten. Doch schon John Lennon sagte einst:


„Leben ist das, was geschieht, während du andere Pläne machst!“

In anderen Worten: Man kann sich nicht auf das Leben vorbereiten, da Leben das ist, was in diesem Augenblick vor deinen Augen geschieht.


Alles kann zur Droge werden – auch scheinbar gute Dinge, so wir sie denn unbewusst konsumieren, statt uns in jedem Moment bewusst dafür entscheiden.



Die Kontrolle zurückgewinnen


Ein wenig habe ich es gerade bereits angesprochen: Eine Droge ist keine Droge, wenn ich kontrolliere, ob-, wann- und wie viel ich konsumiere. Willenloser Konsum macht auch positive Dinge zur Droge.


Mir geht es eigentlich nur darum, dir eine einzige Frage mit auf den Weg zu geben:


Handelst du bewusst – oder schleichen sich Drogen in dein Leben?

Wenn du das meiste aus diesem Gedanken herausholen möchtest, kannst du ja einmal für einen Tag mit einem Notizblock durch dein Leben gehen und beobachten. Einfach nur beobachten, welche Dinge du bewusst kontrollierst, und zu welchen du dich – möglicherweise gegen deine wahre Natur – hinreißen lässt.


Schließlich siehst du, was deine persönlichen Drogen sind. Und hier kommt der springende Punkt:


Du bist diesen Drogen nicht hilflos ausgeliefert!


Es liegt in deiner Hand, dich für oder gegen sie zu entscheiden, beispielsweise, indem du deine Konditionierung änderst – das ist nochmal ein Thema für einen ganzen anderen Blogbeitrag.


Du hast die Kontrolle! Beispielsweise können auch diese Worte, die ich gerade schreibe, nur potenziell inspirierend sein. Nicht die Worte sind inspirierend – sondern du entscheidest, ob du gerade inspiriert werden willst, oder ob das Lesen von Blogartikeln für dich eine Droge ist. Verstehst du, was ich meine?


Ein Gedanke zum Schluss:


Auch Menschen können Drogen sein – vielleicht die gefährlichste von allen.

Die Sucht nach einem Menschen führt dazu, dass wir nicht ohne ihn sein wollen und uns an ihn klammern. Und, dass wir unser Glück von ihm abhängig machen. Somit stellen wir uns selbst aber unter diesen Menschen, der für uns als „Energiequelle“ dient. Mit einer Freundschaft oder Beziehung auf Augenhöhe hat das nichts zu tun.


Wie wäre es stattdessen, einander Raum einzugestehen, um herauszufinden, ob man süchtig nacheinander ist? Solange wir diese Anziehung kontrollieren, bringt sie eine wundervolle Leidenschaft ins Leben. Nur dürfen wir behutsam vermeiden, Menschen hinterherzurennen und unsere Lebenszufriedenheit von ihnen abhängig zu machen.


Deine Zufriedenheit kann nur durch Frieden in dir selbst entstehen. In diesem Moment.
Du brauchst keine Drogen. In keiner Form.
Du MUSST gar nichts. DU bist alles, was du brauchst.


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